Die Malerei als Kunst der Augen – Lebenserinnerungen von Annemarie Kirchner-Kruse

Die Lebenserinnerungen der beeindruckenden Frau und begabten Malerin Annemarie Kirchner-Kruse (1889-1977) sind ein bedeutendes Zeitdokument. Als Tochter des bekannten Bildhauers Max Kruse kam sie schon im Elternhaus in Kontakt mit der Berliner Künstlerszene, die ihren Wunsch, selbst Malerin zu werden, schon früh erwachen ließ. Ihre tiefe Naturverbundenheit öffnete ihr die Augen für die Schönheit von Menschenbild, Blumen und Landschaften, die später ihre liebsten Motive wurden. Ihre prägendste Ausbildung erfuhr sie ab 1908 in der Pariser Académie des bedeutenden modernen Künstlers Henri Matisse. Hier begegnete sie auch dem Maler Hans Purrmann, der für sie nicht nur zum künstlerischen Vorbild, sondern auch zu einem lebenslangen Freund wurde.

Ein oft kompliziertes Leben mit zwei Ehemännern und vier Kindern, die sie viele Jahre allein erziehen musste, konnte sie trotz der großen Krisen und Umbrüche des 20. Jahrhunderts, die sie oft hautnah erlebte, und häufiger schwerer Krankheiten meistern. Die Anerkennung als Malerin bei vielen erfolgreichen Ausstellungen und ihr großer Freundeskreis, dem etliche berühmte Künstler angehörten, halfen ihr dabei.

Mit den von Kristina Kargl herausgegebenen Erinnerungen Annemarie Kirchner-Kruses soll diese Malerin wieder aus der Vergessenheit geholt werden, denn in dieser Biografie spiegelt sich beispielhaft das wirklich außergewöhnliche Leben einer Frau wider, die sich trotz größter Widrigkeiten stets ihre Stärke, ihre Lebensfreude, ihre Unabhängigkeit und ihre Leidenschaft für die Kunst bewahrt hat.